Ein Abend zum Vergessen

Bürgerinitiative (BI) präsentiert Ex-Bürgermeister Dr. König als Experten für Baukonzepte

Abwechslungsreich und unterhaltsam war zwar der Abend, zu dem die BI eingeladen hatte, jedoch überzeugte weder der Referent Herr Dr. König (ehemals langjähriger Bürgermeister aus Illingen,Saar), noch der Moderator Herr Sekol von der BI. Was war geschehen?

Die BI lud am Donnerstag, 30.10.2025, die Hirschberger zum Referat von Dr. König in das Hilfeleistungszentrum ein. Rund 65 Personen folgten der Einladung, darunter auch Gemeinderäte aller Fraktionen.

Dr. König war zu Beginn seines Vortrags noch um Wohlwollen bemüht, forderte er doch alle Beteiligten auf, kooperativ und kommunikativ bei einer Konzeptentwicklung zu agieren. Dann widmete er sich den vermeintlichen Formfehlern durch die Verwaltung bei der “Erstellung des Bebauungsplans”. Hier kokettierte er mit verschiedenen Behauptungen. Dass es sich jedoch, wie von Gemeinderat May präzisiert, um die Beschlussvorlage zur “Aufstellung eines Bebauungsplans” handelte und alle anderen Planungs- und Beteiligungsthemen nachfolgend sind, ließ er nicht gelten. Das erzeugte das erste Kopfschütteln der Gemeinderäte von Freien Wählern, CDU, SPD und FDP.

Dr. König ließ aber nicht ab, sondern empfahl in überheblicher Art den Anwesenden: “Man muss sich schon fragen, ob dieser Bürgermeister der Richtige ist?” Dies trat einer Beruhigung des Saales entgegen.

Es folgte eine durch die Meinung von Herrn König durchgefärbte Analyse der Bedarfe und der Bevölkerungsentwicklung in Hirschberg. Diese Daten wurden zwar unter Beachtung von Werten, welche vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern zur Verfügung gestellt werden, ermittelt. Sie seien jedoch laut Dr. König (Zitat) “gelogen”. Diese Anmaßung erzeugte erneut ein Raunen bei einigen der o.g. Vertreter der Gemeinderatsfraktionen und auch bei einigen Zuhörern.

Dann erklärte Dr. König dem Auditorium, und hier hatte er Recht, dass der von der Verwaltung publizierte Entwurf zum Neubaugebiet Rennäcker keinerlei Verbindlichkeit hat. Vielmehr stellt er eines von vielen möglichen Konzepten dar. Details seien zu einem späteren Zeitpunkt festzulegen. Warum er dennoch den unverbindlichen Entwurf scharf kritisiert, erschließt sich nicht. Die Fläche sei zu groß, die Gebäude zu hoch, eine Parkgarage kritisch, Senioren- und Studentenwohnungen an dieser Stelle ungeeignet und der Bedarf (278 prognostizierte Wohneinheiten) sei sowieso nicht vorhanden. Man könne durch Innenverdichtung einiges lösen, so wie in Illingen.

Dr. König erläutere dann (s)ein Großprojekt zur Innenverdichtung in Illingen, bei welchem ein marodes Brauerei Gelände in bester Innenstadt-Lage auf einer Fläche von (Zitat) “18.000 qm” abgerissen und neu gestaltet wurde. Hier wurden bspw. kleine, für Senioren und Studenten geeignete Wohnungen, in fünf geschossigen Gebäuden mit Parkgaragen, Einzelhandel und Vollsortimenter realisiert. Ein Konzept also, welches er wenige Minuten zuvor der Gemeinde Hirschberg verweigert hatte. Hier regte sich erneut Unmut bei einigen Besuchern.

Es sollte dann zur Diskussion kommen. Gemeinderat May erhielt von Moderator Sekol als erster das Wort. May stellte sich die Frage, ob es denn nicht einfach gewesen sei, eine Innenverdichtung auf einem frei verfügbaren Filetstück von in Gänze 3 ha zu realisieren. Er (May) vermute, der Handlungsdruck sei auch nicht hoch gewesen. Schließlich wurden ja einige Jahre zuvor und in der Amtszeit Königs als Bürgermeister von Illingen in einem Zeitraum von 9 Jahren 241 Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet . König zeigte sich von der Mays Detailkenntnis zwar beeindruckt, argumentativ konnte er aber nicht gegenhalten.

Dass May, der noch nachfragen wollte, seitens eines Zuhörers gemaßregelt wurde und keine Unterstützung durch den Moderator fand, erhöhte die Energie im Saal.

Es folgte die Wortmeldung eines Zuhörers, der anmerkte, dass die Innenverdichtung in Form von Versiegelung von Freiflächen im Innenraum doch dem Klima im Ort schaden würde und es dann zu höherer Hitzeentwicklung käme. Dies wäre eine Situation, die man ja wohl auf gar keinen Fall haben wollte. Die Antwort von Dr. König beinhaltete jedoch keine greifbaren und damit wiederzugebende Argumente.

Dann wurde Gemeinderat Dr. Scholz das Wort zugeteilt. Er stellte gleich mehrere, wenn auch sehr kurze Fragen:

1. Laut Dr. Königs Meinung seien die im Entwurf dargestellten Gebäude zu hoch und würden nicht in die Umgebung passen. Ob er denn nicht die vierstöckigen Wohnhäuser plus Staffelgeschoss in direkter Nachbarschaft in der Weinheimer Straße gesehen hätte, die sich sehr wohl einfügen?

2. Wieso er sein Konzept als Erfolg sieht ? Die Fakten und Zahlen von Illingen würden doch einen deutlichen Rückgang von rund 3.000 Einwohnern in den letzten Jahren zeigen.

3. Es sei doch überall zu lesen, dass Wohnungen fehlen würden. Bundesweit über 400.000 Wohnungen. Womit begründet er also sein Narrativ “neuer Wohnraum ist nicht nötig”?

4.Thema Verschuldung: Die Schulden in Illingen sind in den letzten Jahren auf über 40 Millionen Euro gestiegen (ungeachtet dessen, dass das Land Saarland vor etwa fünf Jahren schon 25 Millionen Euro übernommen hat). Wirtschaftlich sei dies kein Erfolg, sondern eher eine nachhaltige Belastung des Gemeindehaushaltes und der folgenden Generation.

An dieser Stelle wurde Dr. König zum ersten Mal an diesem Abend schmallippig. “Man könne die Demographie nicht aufhalten” und “die hohe Kreisumlage sei schuld an der Verschuldung”. Zwei Argumente, die der Gemeinderat Volk so nicht stehenlassen wollte. Seine Meldung wurde jedoch harsch durch den Moderator gekontert und zurückgewiesen (Zitat): “Die Gemeinderäte haben schon genug geredet!” Dass diese Formulierung nicht unkommentiert bleiben sollte, war den meisten im Raum klar und so folgte auch ein kurzer Wortwechsel.

Dieser war jedoch wirklich kurz, denn Dr. König verließ kurz darauf den Saal mit einer für einen Referenten gegenüber seinem Auditorium wenig wertschätzender Begründung: “..mein Zug geht um ¼ vor neun, ich muss jetzt wirklich los”.

Zusammengefasst:

Dr. König präsentierte im Wesentlichen seine Meinung. Sachargumente waren bei ihm fehl am Platz. Die zum Teil übergriffige und diffamierende Art des Referenten war für eine angemessene Kommunikation kontraproduktiv. Der Moderator wurde seiner Aufgabe nicht gerecht. Er konnte die Diskussion nicht leiten.

Die Gemeinde Illingen kann nicht als Vorbild dienen. Zu unterschiedlich sind die Ausgangssituationen der Ortschaften. Illingen liegt ca. 20 km von der Staatsgrenze zu Frankreich entfernt und hat strukturell wenig mit der Metropolregion Rhein-Neckar gemein. Es war ein Versuch, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sonst nichts.

Dieser Abend war abwechslungsreich und unterhaltsam, jedoch war er wenig sachlich und damit wenig informativ. Dafür trägt der Referent die Schuld. Wie erwähnt: Ein Abend zum Vergessen.